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Dieser Artikel erschien zuerst in unserem Kundenmagazin nah klar.

Die Regionalbahnstrecke zwischen Halle und Querfurt wird zur neuen S-Bahn-Linie S11 ausgebaut. Von der neuen Verbindung profitieren die Badeorte am Geiseltalsee – und die umliegenden Großstädte und Industriestandorte.

Zukunftspläne schmieden

Peter Panitz steht auf dem historischen Markt­platz von Mücheln und schmiedet zusammen mit Bürgermeistern Zukunftspläne. Der NASA-Geschäftsführer hat allerlei zu besprechen. Zum Fahrplanwechsel im Dezember wird sich hier im 8.600-Einwohner-Ort am Geiseltalsee und seinen Nachbar­städten einiges ändern: Die altbekannte Regionalbahnstrecke RB78 zwischen Querfurt, Mücheln und Merseburg wird zur neuen S-Bahn-Linie S11. Der neue Name steht für eine echte Qualitäts­verbesse­rung: Reisende müssen in Merseburg nicht mehr umsteigen, denn die S-Bahn fährt künftig bis nach Halle. Dadurch entstehen viele neue Direktverbindungen – auch für die kleineren Orte. Außerdem verkehren die Züge dank neuer Fahrten durchgehend im Stunden­takt. Zwischen Merseburg und Halle erweitert sich das Angebot sogar auf drei Fahrten pro Stunde, da die S-Bahn dort die bestehenden Regionalzuglinien RB25 und RE16 ergänzt.  Unterm Strich bringt die neue S-Bahn ein deutlich attraktiveres Angebot für Pendler und Ausflügler in der Region.

Es ist eines der großen Projekte der NASA GmbH, für die der Geschäftsführer gemeinsam mit den Bürgermeistern der Anlieger­kommunen bei vielen Beteiligten intensiv geworben hat. „Mit der S11 kommen die Menschen schneller, öfter und direkter ans Ziel“, sagt Panitz. „Die Industrie­region und der wachsende Tourismus im ehemaligen Kohle­revier werden deutlich gestärkt.“ Zugleich bekomme man mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene und entlaste so das Klima. Der 52-jährige, gebürtige Quedlinburger kennt das Metier und das Gebiet wie seine Westentasche. Als studierter Verkehrsingenieur arbeitet er seit 26 Jahren bei der NASA GmbH, zunächst als Angebotsplaner, später als Geschäfts­bereichs­leiter und Prokurist.

Badespaß mit S-Bahnhof

Sieben Kilometer lang, 3,5 Kilometer breit: Der Geiseltalsee ist derzeit der größte künstliche Binnensee Deutschlands. Nach dem Ende des Bergbaus hat sich die Landschaft zu einem herausragenden Naturparadies für seltene Tiere und Pflanzen entwickelt – und zu einem beliebten Ausflugsziel mit Bade- und Surfstränden, Stegen, Tauchplätzen, Seebrücke, Weinbergen, einem Campingplatz, dem Mammut von Pfännerhall in Braunsbedra und der Marina Mücheln mit 200 Liegeplätzen für Sportboote. Um den See führt ein 25 Kilometer langer Rundweg zu den schönsten Aussichtspunkten.

Hier passiert was

Im Juni trafen sich Panitz und sein Team in Mücheln mit Anrainern der Trasse, die ihre Bahnhöfe mit Bussen, Radwegen und Parkplätzen besser anbinden wollen. Schon in wenigen Monaten soll der Lückenschluss zum Mitteldeutschen S-Bahn-Netz perfekt sein – und die ganze Region besser zum Baden kommen. „Damit die Menschen das eigene Auto auch mal stehen lassen und auf den Nahverkehr umsteigen, schaffen wir ein attraktives und komfortables Angebot“, sagt Dr. Lydia Hüskens, Sachsen-Anhalts Ministerin für Infrastruktur und Digitales. „Das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz ist ein Erfolgsmodell, und mit dem Ausbau der Trasse leistet die S11 einen wichtigen Beitrag zum Strukturwandel in der Region.“

Die S-Bahnen auf der mehr als 50 Kilometer langen Verbindung zwischen Halle und Querfurt brauchen künftig zwischen 55 und 59 Minuten, sie halten dabei an mehr als einem Dutzend Stationen. Dafür werden nicht nur elf Kilometer Gleise und zwei Eisenbahnbrücken erneuert. Auch die Bahnhöfe entlang der Strecke, die zu DDR-Zeiten für große Pendlerströme ausgelegt waren, saniert die DB InfraGO AG. Zudem entsteht ein neuer Haltepunkt in Merseburg-Süd. Noch dieses Jahr bekommen die sieben Stationen Merseburg-Bergmannsring, Braunsbedra Ost, Krumpa, Mücheln-Stadt, Langeneichstädt, Nemsdorf-Göhrendorf und Querfurt ein neues Gesicht. Künftig sollen dort neue Bahnsteige einen stufenfreien Ein- und Ausstieg ermöglichen – eine deutliche Erleichterung für Reisende mit schwerem Gepäck, Fahrrädern und Kinderwagen sowie mobilitätseingeschränkte Personen. Neue Sitzbänke, Wetterschutzhäuschen und Informationsanzeigen sorgen danach für eine angenehme Wartezeit am Bahnsteig.

Ob Geiseltalsee, Steinkammergrab Langeneichstädt oder das Mammut in der Zentralwerkstatt Pfännerhall: Die Region hat viel zu bieten

22 Millionen Euro für den Strukturwandel

Für die Umgestaltung investieren Bund und Bahn 22 Millionen Euro – Geld, das vor allem aus Töpfen von Bund und Ländern für den Strukturwandel in den Kohleregionen fließt. Bis 2028 werden auch die vier Stationen Beuna, Frankleben, Braunsbedra und Mücheln-See modernisiert. Insgesamt versprechen sich die Planer in den kommenden Jahren eine deutliche Belebung der Strecke. Die Zahl der täglichen Fahrgäste soll sich von etwa 500 auf 1.000 verdoppeln. Zusätzliche Züge der Deutschen Bahn und das Personal für die Umstellung stehen bereit, da es zeitgleich in der benachbarten Region Weißenfels–Zeitz einen Betreiberwechsel gibt.  

Mit dem Ausbau wollen auch die Gemeinden der Region als Wohnund Arbeitsorte attraktiver werden. „Wir sind sehr froh, dass die Strecke nicht nur für die nächsten

Jahre gesichert wurde, sondern das Angebot sogar ausgebaut wird“, sagt Müchelns parteiloser Bürgermeister Andreas Marggraf. „Als attraktive Region am Geiseltalsee erhoffen wir uns mehr Besucher und Badegäste.“ Für den Ort ist es wichtig, dass die Bahnhöfe ertüchtigt und aufgewertet werden. Badegäste laufen von dort aus in wenigen Minuten zur Marina und an den Strand. „Und unsere Einwohner können mit der besseren Anbindung schnell und klimafreundlich in den Großraum Halle und die Industrieregion Leuna pendeln“, sagt Marggraf.

Zu DDR-Zeiten diente die Bahntrasse vor allem dazu, das Kohlerevier zu erschließen und tägliche Tausende Menschen zur Arbeit zu bringen, erinnert sich NASA-Chef Panitz. In den 2000er Jahren wurde dann das stellenweise marode Gleisnetz wieder für Tempo 80 ertüchtigt. „Die Strecke war schon lange ein wichtiges Thema für uns“, sagt Panitz. „Mit den Geldern für den Kohleausstieg machen wir einen großen Sprung nach vorn.“

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