Aktuelles
Vergabeverfahren Netz Nord-Süd: DB Regio Nordost erhält den Zuschlag
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hat den Zuschlag im Wettbewerbsverfahren Netz Nord-Süd an die DB Regio Nordost erteilt. Der VBB fungiert als Vergabebüro und hat das Wettbewerbsverfahren Netz Nord-Süd im Auftrag der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt durchgeführt. Im zukünftigen Netz Nord-Süd wird das Angebot für die Fahrgäste auf der Schiene durch mehr Fahrten im Pendler- und Ausflugsverkehr, durch neue und modernisierte Fahrzeuge und mehr Sitzplätze deutlich erhöht. Die Betriebsaufnahme ist für Dezember 2026 vorgesehen.
Mehr Angebote und ein attraktiver Halbstundentakt
Auf dem Weg zur Verkehrswende bereiten die Aufgabenträger mit der Vergabe des Netz Nord-Süd die Stärkung der Schiene offensiv vor.
Dabei sind etliche Erweiterungen des bestehenden Angebotes nun gesichert. Die Vergabe Netz Nord-Süd umfasst die Linien RE3, RE4 und RE5. Die Leistungen enthalten insgesamt ca. 11,6 Mio. Zugkilometer pro Jahr. Insgesamt wird das Angebot auf vielen Abschnitten ausgeweitet. Dies betrifft insbesondere die sog. Anhalter Bahn zwischen Berlin und Jüterbog sowie nach Lutherstadt Wittenberg und Falkenberg (Elster), die Lehrter Bahn nach Rathenow und Stendal sowie die Strecken von Berlin nach Rostock und Stralsund.
Guido Beermann, Verkehrsminister des Landes Brandenburg: „Die Ausschreibung des Netzes Nord-Süd ist ein beachtlicher Meilenstein hin zur mehr Schiene, insbesondere für den ländlichen Raum. Gerade für Pendlerinnen und Pendler sowie Touristinnen und Touristen bietet NOS durch mehr Sitzplätze und mehr Fahrradkapazitäten in allen Zügen attraktive Verbesserungen für die Fahrgäste. Mit dieser und mit den weiteren Ausschreibungen gehen wir einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Innovation. Damit wollen wir die Bürgerinnen und Bürger für den Schienenpersonennahverkehr begeistern. Und so bringen wir die Verkehrswende und den Klimaschutz voran.“
Bettina Jarasch, Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz des Landes Berlin: „Wir setzen weiter mit Nachdruck auf die Schiene – und das kommt bei immer mehr Menschen an: Das neue Netz Nord-Süd wird einen spürbaren Qualitätssprung im Regionalverkehr mit sich bringen, auf den beliebten Strecken von Berlin in Richtung Ostsee, aber auch in den Westen und Südwesten Brandenburgs und darüber hinaus. Gerade Pendlerinnen und Pendler profitieren hier von Taktverdichtungen, komfortableren und längeren Zügen. Und Urlaubsfahrten direkt ab Bahnhof werden deutlich entspannter – ein Grund mehr, den Zug statt das Auto zu nutzen. Zusammen mit den bedeutenden Verbesserungen auf dem Netz Elbe-Spree wird das Land Berlin von 2023 an etwa 20 Millionen Euro mehr pro Jahr für den Regionalverkehr ausgeben – ein Plus von rund einem Viertel. Das ist ein großes Stück Mobilitätswende für unsere Region.“
Reinhard Meyer, Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern: „Mit dem neuen Netz Nord-Süd wird der touristische Ostseeverkehr deutlich gestärkt. Moderne Fahrzeuge und mehr Kapazitäten werden für eine entspanntere An- und Abreise ans Meer oder die Seenplatte sorgen. Gleichzeitig gibt es auch mehr Komfort für regelmäßig Pendelnde. Besonders wichtig ist, dass es gelungen ist, Neubrandenburg noch besser an Berlin und Stralsund anzubinden. Mit dem durchgängigen Stundentakt auf der RE 5 zwischen Neustrelitz und Stralsund und dem geplanten barrierefreien Ausbau der Stationen auf dieser Achse durch DB Station&Service stärken wir die Anbindung des östlichen Landesteils.“
Dr. Lydia Hüskens, Ministerin für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt: „Mobilität bedeutet Freiheit. Zur Freiheit gehört auch eine echte Auswahl des Verkehrsmittels. Dafür braucht es attraktive Angebote. Mehr Platz in den Zügen für Fahrgäste und Fahrräder, ein höherer Komfort, kürzere Fahrtzeiten und eine dichtere Taktung – das sind genau die Signale, die wir senden wollen. Nur so kann es uns gelingen, den Nahverkehr für Pendler, Ausflügler und Gelegenheitsfahrer attraktiver zu machen und die Menschen dauerhaft für die Bahn als Fortbewegungsmittel zu begeistern. Wir kommen mit dem Netz Nord-Süd unserem Ziel, alle Strecken nach Berlin künftig im Stundentakt zu bedienen, ein großes Stück näher, denn mit dem Start des Vertrages im Dezember 2026 ist die Bundeshauptstadt montags bis freitags stündlich von der Lutherstadt Wittenberg auch im Nahverkehr aus erreichbar. Auch die zweistündliche Direktverbindung ab Stendal ist eine erste deutliche Verbesserung.“
Thomas Dill, Bereichsleiter Center für Nahverkehrs- und Qualitätsmanagement beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB): „Nach den erfolgreichen Vergabeverfahren Netz Elbe-Spree, Netz Lausitz und Netz Ostbrandenburg setzen wir unsere Bestrebungen für mehr Angebote und mehr Qualität auf der Schiene nun auch im Netz Nord-Süd fort. Qualitätsstandards im VBB und insgesamt mehr Verkehrsverlagerung auf die Schiene – der VBB nimmt die Verkehrswende ernst und setzt die dazu nötigen Maßnahmen auch um!“
Das Netz Nord-Süd und sein verbessertes Angebot im Detail:
Auf der sogenannten Anhalter Bahn (Berlin – Ludwigsfelde – Luckenwalde – Jüterbog – Lutherstadt Wittenberg/ Falkenberg (Elster)) fahren weiterhin gemeinsam die Linien RE3, RE4 und künftig auch die Linie RE5. Die Linie RE3 fährt dann ab Dezember 2026 von Berlin kommend Montag bis Freitag stündlich und mit allen Zügen, am Wochenende weiterhin zweistündlich, nach Lutherstadt Wittenberg. In den Nächten Freitag/Samstag und Samstag/Sonntag wird es weiterhin eine Direktverbindung von/nach Halle (Saale) geben. Die Linie RE4 wird künftig neu täglich stündlich nach Falkenberg (Elster) fahren. Zwischen Jüterbog und Berlin ergänzen sich beide Linien ganztags an sieben Tagen in der Woche auf zwei Züge pro Stunde und Richtung.
Da auf der Strecke zukünftig noch mehr Fernzüge unterwegs sein sollen, muss das Halte- und Linienkonzept im Netz Nord-Süd anders strukturiert werden. Der RE3 wird dann stündlich an allen Bahnhöfen zwischen Lutherstadt Wittenberg, Jüterbog und Berlin halten. Im Gegenzug wird der RE4 ab Jüterbog beschleunigt und hält nur in Luckenwalde, Ludwigsfelde, Berlin Lichterfelde Ost und Berlin Südkreuz.
Für die berlinferneren Stationen werden so spürbare Fahrzeitverkürzungen realisiert. So verringert sich zum Beispiel die Fahrzeit zwischen der Kreisstadt Herzberg (Elster) und Berlin teilweise um etwa 15 Minuten. Auf der Strecke von Falkenberg (Elster) nach Jüterbog werden die Zwischenhalte von allen Zügen des RE4 und somit stündlich angefahren.
Lehrter Bahn (Berlin – Rathenow – Stendal): Zu Beginn des neuen Netzes Nord-Süd wird die Linie RE4 von Berlin kommend zunächst alle zwei Stunden über Rathenow hinaus bis nach Stendal fahren. Sie ergänzt damit die ebenfalls zweistündlich fahrende Linie RB34 zu einem insgesamt stündlichen Angebot ab Ende Dezember 2026. Nach Abschluss der durchgehenden Elektrifizierung der Stammstrecke im Abschnitt Rathenow – Stendal fahren dann stündlich die Züge des RE4 von Berlin kommend über Rathenow hinaus nach Stendal und übernehmen damit die Leistungen der bisherigen RB34.
Zwischen Berlin und Rathenow wird das Angebot ebenfalls ausgeweitet. Hierzu sind in den Spitzenzeiten zusätzliche Züge zwischen Berlin und der Havelstadt unterwegs. Insgesamt gibt es dann täglich in den besonders nachgefragten Zeiten ein Angebot von zwei Zügen pro Stunde auf diesem Linienabschnitt – konkret von morgens ca. 5 Uhr bis 8 Uhr und nachmittags von 15 Uhr bis 20 Uhr.
Berlin – Eberswalde – Stralsund bzw. Schwedt und Berlin – Neustrelitz – Rostock bzw. Stralsund: Auch auf den Linienästen in Richtung Norden wird das Angebot ausgebaut. In den touristischen Spitzenzeiten im Sommer wird es eine Verdichtung des Angebotes zwischen Rostock und Neustrelitz geben, um die Tourismusregionen Seenplatte und Ostseeküste öfter zu verbinden. Zusätzliche Ausflugszüge – wie sie aktuell an den Saisonwochenenden zwischen Berlin und Stralsund zum Einsatz kommen – sind auch weiterhin geplant. Auch die Saisonzüge Richtung Neustrelitz und Prenzlau können weiterhin flexibel über Optionen im Verkehrsvertrag umgesetzt werden.
Im Berufsverkehr unter der Woche sind zusätzliche Entlastungszüge zwischen Neubrandenburg und Berlin sowie zusätzliche Früh- und Spätverbindungen zwischen Neustrelitz und Rostock vorgesehen. Auf der Achse Stralsund – Neubrandenburg – Neustrelitz – Berlin wird das Angebot im Abend- und Spätverkehr verbessert. Zwischen Neustrelitz und Stralsund wird der Stundentakt zudem auch auf die Wochenendtage durchgängig ausgeweitet.
Fahrzeuge
Im Netz Nord-Süd werden grundsätzlich Doppelstockzüge mit höheren Kapazitäten eingesetzt. Der künftige Fahrzeugbedarf umfasst insgesamt ca. 40 Zugverbände, die dabei in der Regel nun ganzjährig mindestens 500 Sitzplätze anbieten. Damit werden außerhalb der Sommersaison bis zu 20% mehr Sitzplätze im Vergleich zu den aktuell eingesetzten Zügen verfügbar sein. Mit Blick auf die starke Nachfrage im Abschnitt Berlin – Eberswalde – Angermünde und im Ausflugsverkehr werden die Sitzplatzkapazitäten auf der Linie RE3 deutlich darüber hinaus erhöht. Bereits ab Dezember 2026 fahren die Züge mit einem starkerweiterten Angebot von knapp 580 Sitzplätzen, statt heute, je nach Jahreszeit, 420 bzw. 500.
Perspektivisch sollen hier in den Spitzenzeiten, nach einem entsprechenden Infrastrukturausbau, Züge mit bis zu 780 Sitzplätzen zum Einsatz kommen. Aufgrund der Bedeutung aller Linien für den Ausflugsverkehr werden pro Doppelstockzug mindestens 72 Fahrradstellplätze bereitgestellt, auf der Linie RE3 werde pro Zug 84 Plätze angeboten. Davon sind wenigstens 24 nicht durch Klappsitze eingeschränkt, die demensprechend auch klar sichtbar markiert werden.
Im neuen Netz Nord-Süd werden Neufahrzeugen für die Linie RE3 und den Binnenverkehr in Mecklenburg-Vorpommern zwischen Neustrelitz und Stralsund sowie gebrauchte Doppelstockfahrzeuge für die übrigen Leistungen des RE5 und für die Linie RE4 eingesetzt. Die Gebrauchtfahrzeuge werden einem umfangreiches Redesign unterzogen und erhalten ein neuwertiges, modernes äußeres und inneres Erscheinungsbild. Für die Linie RE3 werden insgesamt 12 fünfteilige doppelstöckige Neufahrzeuge vom Typ Stadler KISS, für die RE5 im Binnenverkehr in Mecklenburg-Vorpommern dreieinstöckige vierteilige Neufahrzeuge vom Typ Stadler FLIRT XL eingesetzt.
Die redesignten Doppelstockzüge führen ganzjährig fünf Wagen mit 503 Sitzplätzen und 72 Fahrradstellplätzen auf den Linien RE4 und RE5. Die Neufahrzeuge haben eine Kapazität von 579 (RE3) bzw. 275 (RE5 im Binnenverkehr in Mecklenburg-Vorpommern) Sitzplätzen. Langfristig kann die Anzahl der Sitze in den Zügen im Abschnitt Prenzlau bzw. Schwedt(Oder) – Berlin auf bis zu 780 gesteigert werden. Dazu werden während der Vertragslaufzeit optional weitere, dreiteilige einstöckige FLIRT XL beschafft und mit den KISS-Zügen gekuppelt fahren. Die Machbarkeit der für die Umsetzung erforderlichen Bahnsteigverlängerungen wird gemeinsam u.a. mit der DB Station&Service AG geprüft.
Qualität
Die hohen gesetzten Qualitätsstandards der Aufgabenträger kommen nun auch im neuen Netz Nord-Süd zum Tragen. Es werden durchweg „smarte Fahrzeuge“ eingesetzt. Diese modernen Züge können durch eine permanente Fahrzeugdiagnose schnell Schäden am bzw. im Fahrzeug (Türen, WC, Klima, Steckdosen etc.) diagnostiziert und melden. Die Fahrzeuge im Netz Nord-Süd sind besonders im Fahrgastraum qualitativ stark verbessert. Es wird kostenloses WLAN zuzüglich eines für mobile Endgeräte nutzbaren dynamisches Informationsportal mit Auslastungsanzeige per App verfügbar sein. Moderne Schmetterlingstische sind auch in der 2. Klasse verfügbar. In den Neufahrzeugen wird das Laden über zusätzliche USB-C-Buchsen möglich sein sowie über induktive Ladung an den Tischen. Nicht zuletzt werden die technischzeitgemäßenToilettenanlagen mit einem ansprechenden Innenraum und mit einem hochwertigen, neuen Vandalismusschutz ausgestattet.