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Harzer Schmalspurbahnen blicken auf das Jahr 2023 zurück
Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) zieht ein insgesamt positives Resümee aus dem vergangenen Jahr. So erreichte die HSB bei den Einnahmen und der Fahrgastnachfrage erstmalig wieder den Stand der Vor-Coronazeit. Aufgrund dieser Entwicklung blickt das Unternehmen optimistisch auf das laufende Jahr und die großen Herausforderungen im Personal-, Fahrzeug- und Infrastrukturbereich.
Nach dem Ende der coronabedingten Einschränkungen setzte sich der bisherige Aufwärtstrend bei den Harzer Schmalspurbahnen auch im vergangenen Jahr weiter fort. So sind in 2023 rund 1,07 Millionen Reisende mit den Zügen der HSB gefahren. Dies entspricht einer Zunahme von ca. neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit wurde das hohe Niveau der Vor-Coronajahre erstmals wieder erreicht, wenngleich auch das bisherige Spitzenjahr 2019 mit rund 1,2 Millionen Fahrgästen zunächst noch einzigartig bleiben wird. Für Katrin Müller, die am 1. Juli als neue Geschäftsführerin der HSB den langjährigen und altersbedingt ausgeschiedenen Amtsinhaber Matthias Wagener ablöste, ist diese Entwicklung insbesondere vor dem Hintergrund zahlreicher witterungsbedingter Ausfälle sehr erfreulich: "Im vergangenen Jahr musste der Betrieb zum Brocken an insgesamt 29 Tagen eingestellt werden. An weiteren neun Tagen konnte nur ein eingeschränkter Betrieb stattfinden. Hauptursache hierfür waren Stürme."
Weitere Zugausfälle wurden in 2023 durch den zunehmenden Personalmangel insbesondere im Fahrbetrieb - sowie teilweise durch zu wenig einsatzbereite Fahrzeuge verursacht. Die HSB kann darauf aktuell nur mit einem eingeschränkten Fahrplan reagieren, mit dem für die Fahrgäste trotz der Personal- und Fahrzeugsituation verlässliche Angebote ermöglicht werden. Der dennoch positive Fahrgasttrend spiegelt sich auf allen Strecken des insgesamt 140,4 km umfassenden HSB-Gleisnetzes wieder. In der Brockenbahn fuhren mit 503.000 Fahrgästen rund sieben Prozent mehr Reisende als noch im Vorjahr. Ein Plus von ebenfalls rund sieben Prozent gegenüber 2022 ist auch auf der Harzquerbahn im Bereich Nordhausen mit insgesamt 362.000 beförderten Personen zu verzeichnen. Auf der Selketalbahn gibt es mit 89.000 Fahrgästen sogar einen Zuwachs von siebzehn Prozent. Der positive Trend zeigte sich ebenfalls bei den Sonderzugfahrten. Hier nahm die Nachfrage im vergangenen Jahr um 33 Prozent auf insgesamt 28.000 Gäste zu. Hier machte sich mit allein über 2.200 Besuchern in neun Aufführungen insbesondere auch die erfolgreiche Rückkehr des „Faust" in neugestalteter Form auf den Brocken bemerkbar. "Faust auf dem Brocken - Rocktheater nach Goethe" wird die HSB im laufenden Jahr nun weitere insgesamt achtzehnmal im Frühjahr und Herbst aufführen.
Die aufgrund der angespannten politischen Lage anhaltende Konsumzurückhaltung bei Urlaubern und Einheimischen wirkte sich in 2023 nicht so deutlich wie noch im Vorjahr 2022 auf die Einnahmen der HSB aus. So wuchs der Jahresumsatz auf beinahe 15 Millionen Euro an und übertraf dabei sogar leicht das Ergebnis des bisherigen Spitzenjahres 2019. Darin enthalten sind allerdings auch die Einnahmen aus dem „Deutschlandticket", welches seit dem 1 Mai 2023 auf allen Strecken der HSB mit Ausnahme der Brockenstrecke gilt. Insgesamt ca. 155.000 Fahrgäste nutzten das Ticket im vergangenen Jahr in den Zügen der HSB, und das vorwiegend an den Wochenenden. Das Unternehmen selbst stellte rund 26.000 Deutschlandtickets aus und verfügt derzeit über etwa 2.100 Abonnenten.
Die Instandhaltung ihres überwiegend historischen Fuhrparks stellte die HSB aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland auch im vergangenen Jahr wieder vor grofße Herausforderungen. Nach wie vor bestimmten Beschaffungs- und Lieferengpässe das Geschehen, was neben Terminverzögerungen durch die ausführenden Werke auch zu Kostensteigerungen für die HSB führte. Dennoch hat das Unternehmen bis zum heutigen Tag wieder zahlreiche Untersuchungen und Bedarfsinstandsetzungen an ihren Fahrzeugen durchgeführt. So wurden die entsprechenden Arbeiten in 2023 an insgesamt fünf Dampflokomotiven und acht Reisezugwagen in externen Werken sowie in den eigenen Werkstätten in Wernigerode abgeschlossen. Zusätzlich wurden an sechs Dampflokomotiven, drei Diesellokomotiven, drei Triebwagen und einem Reisezugwagen Untersuchungen und Instandsetzungsarbeiten neu aufgenommen bzw. fortgeführt, deren Abschluss bis zum Jahresende vorgesehen ist. Im laufenden Jahr kommen noch weitere vier Dampflokomotiven und zwei Triebwagen hinzu. Zudem wird derzeit die Ausschreibung der Untersuchung von insgesamt 21 Reisezugwagen vorbereitet.
Damit die Dampflokomotiven als touristische Aushängeschilder der Harzregion auch zukünftig durch den Harz dampfen können, gilt es neben der aufwendigen Instandhaltung auch zukünftige Entwicklungen im Auge zu behalten. So setzt die HSB angesichts des politisch in vielen Bereichen angestrebten Kohleausstiegs ihre technischen Vorbereitungen zur Umrüstung ihrer Dampflokomotiven auf eine Leichtölfeuerung fort. Bis zum Jahresende, so das Ziel, soll die aktuell zur Untersuchung im Dampflokwerk Meiningen befindliche Dampflok 99 7244 im Zuge der erforderlichen Ausstattung mit einem neuen Dampfkessel als erste „Brockenlok" die neue Feuerungsart erhalten. Durch die angestrebte Verwendung von Pflanzenölen will die HSB dabei zukünftig auch weitgehend auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe in ihren Dampflokomotiven verzichten.
Die seit 2022 für die schwere Instandhaltung der HSB-Dampflokomotiven zur Verfügung stehende neue Dampflokwerkstatt in Wernigerode ist seit Mitte letzten Jahres nun zunächst auch zweimal wöchentlich für Urlauber und Einheimische geöffnet. Über einen separaten Eingangsbereich, in dem sich auch ein „Lokshop" für den Verkauf von Souvenirartikeln befindet, gelangen die Gäste auf eine Besucherempore mit Blick auf die Arbeiten an den Lokomotiven. Bereits rund 3.700 Besucher nutzten an den insgesamt 64 Öffnungstagen des vergangenen Jahres die neue Attraktion. Davon nahmern ca. 1.200 Gäste auch an Führungen durch den Werkstattbereich teil. Noch für dieses Frühjahr plant die HSB die tägliche Öffnung des touristischen Innenbereiches sowie die Eröffnung des touristischen Außengeländes mit einem Lern- und Erlebnisgelände für Kinder und Erwachsene.
Mit finanzieller Unterstützung der Bundesländer Sachsen-Anhalt und Thüringen führte die HSB im vergangenen Jahr auch wieder zahlreiche Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten an ihrer betrieblichen Infrastruktur durch. So wurden u. a. die Gleise auf einer Länge rund 3.000 Metem erneuert, weitere ca. 5.600 Metem sind für dieses Jahr im gesamten Streckennetz geplant. In 2023 wurden darüber hinaus die Sanierungsmaßnahmen an den Empfangsgebäuden der Bahnhöfe Brocken - hier wurde auch die Verkaufsstelle renoviert - und Steinerne Renne beendet. Des weiteren schloss die HSB die bereits im Jahr 2022 begonnene Digitalisierung des betrieblichen Funknetzes ab. Für das laufende Jahr stehen neben den umfangreichen Gleiserneuerungen auch die Sanierung von zwei Brücken sowie Zwei Bahnübergängen auf dem Programm. Ab Mitte März dieses Jahres werden zudem die Arbeiten zur Errichtung einer technischen Sicherungsanlage am Bahnübergang in der Wernigeröder Frankenfeldstrafße begonnen. Die technische Absicherung von weiteren drei Bahnübergängen in Wernigerode und Drei Annen Hohne ist perspektivisch bis zum Ende des Jahres 2025 vorgesehen.
Das derzeitige Streckennetz der HSB aus Harzquer-, Brocken- und Selketalbahn könnte zukünftig auch noch wachsen. Bereits in diesem Frühjahr beabsichtigt die HSB die Beauftragung einer Machbarkeitsstudie für die Anbindung der niedersächsischen Stadt Braunlage an ihr Streckennetz. Mögliche Streckenerweiterungen auch in die Westernstadt Pullman City in Hasselfelde hatten in 2022 regionalpolitischen Auftrieb erhalten und wurden durch ein einheitliches Votum der kommunalen HSB-Gesellschafter befürwortet.
Neben den umfangreichen Zukunftsaufgaben im Fahrzeug- Infrastrukturbereich zählt auch die Personalgewinnung und -bindung zu den großen Herausforderungen des aktuell 296 Mitarbeiter umfassenden Unternehmens. So laufen auf allen Ebenen der Generationswechsel und die Nachbesetzung freier Stellen unvermindert weiter. Gesucht werden hierfür insbesondere Fachkräfte für den Fahrbetrieb sowie ingenieurtechnische und kaufmännische Nachwuchskräfte. Während in 2023 vier neue Auszubildende ihre Lehre bei der HSB begonnen und zwei Lehrlinge diese erfolgreich beendet haben, werden im laufenden Jahr nun erneut sieben junge Menschen ihre Ausbildung als Industriemechaniker, Kaufmann/-frau für Büromanagement und Kaufmann/-frau für Verkehrsservice starten. Insgesamt haben seit 1997 bereits 81 Berufsstarter eine Lehre bei der HSB erfolgreich absolviert. Neben den Berufsausbildungen spielen aber auch innerbetriebliche Aus- und Weiterbildungen eine wichtige Rolle. So haben bei 21 Lehrgängen im Fahrbetrieb insgesamt 74 Teilnehmende erfolgreiche Abschlüsse erzielt. Auch für das laufende Jahr sind wieder zahlreiche Lehrgänge vorgesehen.
Die Verträge mit den Bundesländern Sachsen-Anhalt und Thüringen, die seit 2021 die Finanzierung von Betrieb und Infrastruktur regeln und auf deren Grundlage die Länder Aufgabenträger für die Verkehrsangebote auf den HSB-Strecken sind, sowie die Finanzierung der neun kommunalen Gesellschafter bilden die Grundlage für das tägliche Verkehrsangebot auf dem europaweit größten im Personenverkehr betriebenen zusammenhängenden Schmalspurnetz mit täglichem Dampflokverkehr und die vielfältigen damit zusammenhängenden Aktivitäten des Unternehmens im touristischen Bereich.